Langnau investiert in einen neuen Komplex

Auf der Emmentaler Seite gibt es Veränderungen. Bild: KEYSTONE

Der Emmentaler Club (BE) baut diskret eine neue Sport- und Hotelanlage. Der Standort verschafft ihm bereits einen Vorteil gegenüber seinem großen kantonalen Konkurrenten CP Bern.

18.11.2023, 06:5718.11.2023, 09:50

Klaus Zaugg

Wird Langnau der kleine Bruder des EV Zug? Denn im Emmental entsteht im Verborgenen und im Stillen ein hochmodernes Leistungszentrum. Ein Komplex, der dem von Zug sehr ähnelt, dem OYM.

Tigers-Präsident Peter Jakob mahnt allerdings zur Bescheidenheit:

„Wir bauen kein zweites OYM. Aber unsere neue Leichtathletikhalle ist eine der besten in dieser Gegend.“

Der Emmentaler Club versucht, durch eine Diversifizierung seiner Aktivitäten (wie CP Berne mit der Gastronomie) unabhängiger vom sportlichen Aspekt zu werden. Und es konzentriert sich daher hauptsächlich auf die Entwicklung der Infrastruktur.

Die Baustelle des neuen Komplexes der Langnau Tigers.

Die Baustelle des neuen Komplexes der Langnau Tigers. Bild: Marcel Bieri

Das OYM Zug wurde vom Präsidenten des EV Zug Hans-Peter Strebel konzipiert, initiiert und finanziert. Das Projekt Langnau wird auch von seinem Präsidenten Peter Jakob unterstützt. Letzterer leitet die Tigers seit 2009 und hat dank privater Investitionen im Wert von 15 Millionen bereits die Sanierung des Clubs und die Renovierung seiner Eisbahn ermöglicht.

Er injiziert nun 17 weitere in diesen neuen Komplex.

„Die Investitionen fließen einerseits in die Gastronomie und die Hotelanlage, andererseits in die Sportinfrastruktur mit der zweiten Eissporthalle und der Leichtathletikhalle. Selbst wenn die Langnau Tigers eines Tages pleitegehen sollten, wäre die gesamte Infrastruktur nicht betroffen und es gäbe keine Konsequenzen im Falle eines Präsidentenwechsels.»

Peter Jakob, Präsident der Langnau Tigers

Plan- und Projektänderung essentiell

Es handelt sich also um eine private Investition. Der Emmentaler Chef fährt fort:

„Die Gemeinde Langnau stellt uns das Gelände flächenmäßig zur Verfügung, hat sich jedoch entschieden, sich nicht an den Investitionen und Betriebskosten zu beteiligen“

Peter Jakob erklärt zudem, dass fünf Banken ein Konsortium bilden wollten und jeweils einen Kredit von 300’000 Franken zu hohen Zinssätzen gewähren würden. Sie forderten zudem eine private Bürgschaft vom Präsidenten des Emmentaler Clubs. Letzterer verzichtete daher auf die Idee einer Bankfinanzierung.

„Wir haben uns letztendlich dafür entschieden, es auf privater Basis zu machen. Von den Gesamtkosten von 21 Millionen erhalten wir Beiträge des Kantons Bern und des Bundes von knapp 3 Millionen sowie ein zinsloses Darlehen von 4 Millionen.

Peter Jakob, Präsident der Langnau Tigers.

Peter Jakob, Präsident der Langnau Tigers. Bild: Marcel Bieri

Eine gute Infrastruktur und ein professionelles Nachfolgemanagement sind laut Peter Jakob der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg der Langnau Tigers. Daher ist der Bau einer zweiten Eissporthalle und einer Leichtathletikhalle unumgänglich. „Nur so kann der Verein von bestimmten Personen unabhängig werden“, sagt er.

Der Komplex ist mehr als eine Sportinfrastruktur. „Wenn alles fertig ist, werden wir ein Hotel mit 60 bis 80 Zimmern, Tagungsräumen, Restaurants, einer Leichtathletikhalle und zwei Eisbahnen haben“, freut sich Peter Jakob und betont, dass der Freizeitbereich wirtschaftlich immer wichtiger wird.

Fertig, das Reisen in der Hauptstadt

Aber kann das im Emmental, einer der wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Regionen des Landes, wirklich funktionieren? Ja, antwortet Peter Jakob.

„Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Es ist heute sehr schwierig geworden, einen Ort (in der Region) zu finden, an dem man Tagungsräume, Unterkunft und Verpflegung für 60 oder mehr Personen bekommen kann. Wenn ein Unternehmen einen solchen Anlass organisieren muss, bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen Bus zu mieten und die Menschen in der Stadt Bern unterzubringen. In unserem neuen Zentrum werden wir all dies unter einem Dach anbieten können.“

Peter Jakob

Die zweite Eisbahn und die Leichtathletikhalle werden im kommenden September in Betrieb gehen, alle Anlagen in etwa fünf Jahren. Und der Fertigstellung der Arbeiten stehen keinerlei Hindernisse im Wege: Es sind weder eine politische Entscheidung, noch eine Änderung des Bebauungsplans noch eine finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand erforderlich.

Die Emmentaler Baustelle aus einem anderen Blickwinkel.

Die Emmentaler Baustelle aus einem anderen Blickwinkel. Bild: Marcel Bieri

Die Langnau Tigers haben bereits die ersten Früchte dieses Infrastrukturprojekts geerntet. Er hat sogar einen Namen: Joshua Fahrni. Der junge Zentralstürmer vom CP Bern (21 Jahre) gehört auf seiner Position zu den vielversprechendsten Talenten der National League. Am Ende der Saison wird er die Hauptstadt verlassen und sich dem Emmentaler Club anschließen, wo er seine Entwicklung in den nächsten zwei Jahren fortsetzen wird.

Die Tatsache, dass die Tigers bald über eine bessere Sportinfrastruktur als die Bears verfügen werden, hat zweifellos den Ausschlag gegeben. Ja, auch wenn Langnau seine neue Waffe in völliger Diskretion baut, dringen die Informationen allmählich an die Ohren von Eishockeyspielern außerhalb der Region.

Französische Adaption: Yoann Graber

Johan Grosse

„Fernsehfreak. Freundlicher Autor. Bierkenner. Unverschämter Verfechter der sozialen Medien.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert