Skispringen: Wellinger ist nur 2,6 Meter groß – Sport

Das reicht – und das nicht nur für eine Person. Die besten Skispringer der 72. Vierschanzentournee, sportlich sehr anspruchsvoll, wollen Veränderung: jeder auf seine Weise.

Ryoyu Kobayashi will endlich wieder gewinnen, statt immer nur Zweiter zu werden. Nachdem er von Oberstdorf bis Innsbruck dreimal Zweiter wurde, dürfte er im Abschlussspringen in Bischofshofen den Sieg erringen. Dies würde ihm seinen dritten Sieg auf der Rennstrecke bescheren. Andreas Wellinger, Gesamtzweiter, strebt in dieser Runde seinen zweiten Sieg an. Dies wiederum würde ihm seinen ersten Gesamtsieg bescheren. Es würde auch den Geschmack von Sven Hannawald treffen. Weil er müde wirkt, hat sein Triumph von 2001/2002 bereits eine historische Patina. Hannawald möchte endlich als Sieger der Deutschland-Tour abgelöst werden: „Ich will meinen Rucksack loswerden, nach 22 Jahren ist es wirklich Zeit“, sagt er.

„Wenn diese Gedanken kommen, muss man sie willkommen heißen und in die richtige Richtung lenken“

Am Freitagabend fand die Qualifikation für das große Finale der Vierschanzentournee statt. Andreas Wellinger sprang 128 Meter und wurde nur Neunter. Sein Konkurrent Ryoyu Kobayashi gewann die Qualifikation deutlich. Wellinger liegt nun umgerechnet 2,6 Meter hinter Kobayashi.

Nach und nach macht sich bei manchen Springern die Nervosität bemerkbar. Es wird erwartet, dass sich das Wetter verschlechtert, es wird im Pongau in den Ostalpen regnen. Andreas Wellinger aus dem Chiemgau ist so ehrlich wie möglich zu sich selbst. „Unterdrückung funktioniert nicht“, lernte er. „Wenn diese Gedanken kommen, muss man sie integrieren und in die richtige Richtung lenken“, und, sagt Wellinger, „das gelingt mir sehr gut.“

Diese Gedankenkontrolle konnte er beispielsweise nach dem Qualifying am Freitagabend sofort nutzen. Wellinger hatte in der Anlaufspur die höchste Geschwindigkeit, zeigte aber zunächst nur eine bessere Drive-Distanz. Er hatte ungefähr die gleichen Bedingungen wie sein Gegner Kobayashi, landete aber zehn Meter kürzer. Die Qualifikation zeigte auch, wie nah die derzeit besten Springer beieinander liegen. Und auch die beiden an der Spitze verfügen über außergewöhnliche Flugkünste, sind insgesamt topfit und gehen die Situation gelassen an.

Der Rest der deutschen Fahrer weiß, was zu tun ist: für einen Abend Wellinger-Fanclub werden

Aber die Frage ist, was in den nächsten 24 Stunden passieren wird. Wie gut jeder von ihnen schläft, wie leicht Zweifel in ihnen aufkommen können, wie stabil sie sich vor diesem Samstagabend fühlen. Und auch die Stärke der Gegner: Wellinger hat mit dem Finnen Antti Aalto einen eher leichten Gegner, Kobayashi auf jeden Fall: Er muss sich dem Schweizer Gregor Deschwanden stellen, der an guten Tagen auch deutlich weiter fliegt als an diesem Abschlussprüfung aus Bischofshofen. .

Lange Zeit hatten der große deutsche Verband, die Trainer und Betreuer der verschiedenen Springsportzentren genügend Stoff für Diskussionen und Ratschläge, um mit einer solchen Situation umzugehen. Zwischen Platz eins und zwei liegen 4,6 Punkte, bei der Landung sind es 2,6 Meter bei einem Sprung mit einer Schanzenhöhe von 142 Metern. Wäre es also klug zu warten, eine solide Basis aufzubauen und dann in der zweiten Runde All-In zu gehen? Oder gleich angreifen? Werner Schuster, Österreicher und ehemaliger Bundestrainer des DSV, hat viel Erfahrung in einer solchen Situation. Der Allgäuer Zeitung sagte er: „Es ist vielleicht sogar ein Vorteil, dass Andi sich jetzt als Stürmer präsentiert.“ Also: Angriff statt Taktik.

Auf jeden Fall gibt der Rest der deutschen Mannschaft jetzt sein Bestes. Von einer gut ausgebildeten Skisprungmannschaft verwandeln wir uns in einen Wellinger-Fanclub. Es gab Gerüchte, dass die neuen Fans auch beim Finale anwesend sein würden. Jede Stimme zählt, denn ein Tour-Sieg im Jahr 2024 würde dem deutschen Skispringen nicht nur für diese Saison neuen Schwung verleihen. Auch im kommenden Winter findet wieder die Nordische Skiweltmeisterschaft statt. Und im folgenden Winter finden in Mailand die Olympischen Spiele statt.

Johan Grosse

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