Präzisionsmedizin für Prostatakrebs für alle zugänglich machen, auch für Patienten, die in Regionen fernab großer Ballungszentren und mit weniger spezialisierten Gesundheitszentren leben. Dies ist das Ziel des Projekts Hauptklinik für Urologie (übersetzt ins Englische Hauptstadt-Urologie), durchgeführt von der Charité-Universitätsklinik in Berlin, einer Überweisungseinrichtung für 4 Millionen Menschen. Das Projekt, wie gesagt KrebsWeltDas Projekt betrifft das Bundesland Brandenburg, ein Gebiet mit 3 Millionen Einwohnern und 30.000 Quadratkilometern, und sieht die Schaffung eines – hauptsächlich digitalen – Netzwerks vor, das die Ärzte vor Ort und die der Charité verbindet. Capital Urology ist, kurz gesagt, eines der ersten Experimente, bei denen versucht wird, den Fortschritt ans Krankenbett der Patienten zu bringen und nicht umgekehrt: Wenn es funktioniert, wird es der Prototyp für andere Krankheiten sein, die in anderen geografischen Regionen repliziert werden können.
Erstellen Sie ein Netzwerk
Die Idee stammt vom Urologen Thorsten Schlomm, der gemeinsam mit dem Gesundheitssystemanalytiker Tim Rödiger mehr als die Hälfte der 240 Urologen im Bundesland Brandenburg miteinbezogen hat, die jeweils ein Einzugsgebiet von rund 3.000 Patienten haben. Diese benötigen lediglich einen Computer oder ein Smartphone, auf das sie eine spezielle App herunterladen und die Daten eingeben können, die dann an das Berliner Krankenhaus übermittelt werden.
Erstens: Organisieren Sie Ihre Daten
„Normalerweise hat man Datensilos, in denen verschiedene Teile physisch an verschiedenen Orten gespeichert sind“, betont Schlomm, Professor für Urologie und Direktor der Urologischen Klinik an der Charité. „Das macht es unmöglich, alle Informationen in einem System abzurufen. Heute haben wir ein System entwickelt, um all diese Daten zu zentralisieren und zu strukturieren.“ Und das ist ganz einfach: Der Patient führt ein Tagebuch, auf das sein Arzt Zugriff hat und das gleichzeitig in der zentralen Datenbank aufgezeichnet und gespeichert wird. Die Informationen betreffen den Gesundheitszustand, Nebenwirkungen von Therapien, Schmerzen und Lebensqualität. Aber das ist nicht alles. Die Daten werden mit zwei Zielen analysiert: um die verschiedenen Tumorarten besser zu studieren und so viele Informationen wie möglich über sie zu extrahieren, um die beste Therapie für den einzelnen Patienten zu finden. So könnte man zum Beispiel feststellen, dass zwei Menschen trotz Prostatakrebs mit ähnlichen Merkmalen einen unterschiedlichen Krankheitsverlauf und eine unterschiedliche Lebensqualität haben: In diesem Fall kann es sehr wichtig sein, die Gründe dafür zu verstehen.
Das Projekt in der Praxis
Die Rekrutierung und Einbindung der Teilnehmer erfolgt direkt durch den Urologen des Vertrauens, der weiterhin der Hausarzt bleibt, aber über dieses Netzwerk mit der Charité verbunden ist. 300 Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, der gegen Hormontherapie resistent ist, haben sich bereits dem Projekt angeschlossen. Auch wenn sie 100 km von Berlin entfernt sind, erhalten sie Behandlungsinformationen, Rezepte und Überweisungen zur Teilnahme an klinischen Studien, ohne reisen zu müssen. Von den Gesamtteilnehmern erhalten etwa 50-60 % eine Einladung zur Tumorgenomsequenzierung, einem sehr wichtigen Instrument, um die Prognose, den Verlauf und die besten Behandlungen für eine bestimmte Art von Prostatakrebs besser zu verstehen. Patienten mit einer Mutation in den Brca-Genen oder in anderen Genen, die an DNA-Reparaturmechanismen beteiligt sind, erhalten Polymeraseenzym-Inhibitoren (PARP-Inhibitoren wie Oloparib, das im vergangenen November 2020 gegen Prostatakrebs zugelassen wurde). Andere Patienten sollen dazu eingeladen werden, an klinischen Studien für neue Medikamente teilzunehmen. So könnten beispielsweise Patienten mit Deletionen des onkosupressiv wirkenden Pten-Gens an Studien zu Akt-Inhibitoren teilnehmen, einem Protein, das für die Vermehrung und das Überleben von Tumorzellen von zentraler Bedeutung ist.
Vorteile für alle
Unter der Leitung eines weiteren Charité-Teams arbeiten Experten bereits daran, dieses Modell auf andere Krebsarten wie Blasenkrebs und Melanom auszuweiten, und später auch auf Eierstockkrebs und Gebärmutterkrebs. Und der Ansatz könnte laut den Autoren allen zugutekommen: sowohl den Patienten, die wissen, dass sie die am besten geeignete Behandlung erhalten, als auch den Pharmaunternehmen, da die Gestaltung einer Studie mit Teilnehmerinnen, die die Anforderungen erfüllen, Zeit für Studien spart.
„Food-Nerd. Amateur-Problemlöser. Beeraholic. Neigt zu Apathieanfällen.“