Nord Stream 2 ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen

Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz ist dagegen, mit Nord Stream 2 politischen Druck auf Russland auszuüben.



Bundeskanzler Olaf Scholz


© John Thys/AP Photo/picture alliance
Bundeskanzler Olaf Scholz

Nach dem EU-Gipfel in Brüssel reagierte Bundeskanzler Olaf Scholz auf die Forderungen einiger europäischer und deutscher Politiker, dass die Zustimmung zum Betrieb der Gaspipeline bedingt machen Nord Stream 2 von Russlands Bereitschaft, Truppen von der Grenze zur Ukraine abzuziehen und die Krise zu deeskalieren.

– Bei Nord Stream 2 handelt es sich um ein privatwirtschaftliches Unternehmen – sagte Scholz in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (16.-17. Dezember 2021) nach dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel.

Bevor die Pipeline in Betrieb genommen wird, sei noch ein Aspekt bezüglich der Einhaltung des europäischen Rechts zu klären. – Das Büro in Deutschland wird entscheiden darüber völlig unpolitisch – betonte er. Es ist auch – wie er sagte – „ein ganz anderes Thema“ als die derzeitigen Bemühungen, die Verletzung der Grenze und der territorialen Integrität der Ukraine zu verhindern. Scholz versicherte zudem, dass sich die Bundesregierung „sehr verantwortlich“ dafür fühle, dass die Ukraine auch in Zukunft ein Gastransitland bleibe.

Der Preis für die Invasion der Ukraine

Scholzs Worte bestätigen die aktuelle Haltung der deutschen Bundesbehörden zur umstrittenen russisch-deutschen Gaspipeline. Die bisherige Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel – in der Sozialdemokrat Scholz Vizekanzler und Finanzminister war – betonte stets, Nord Stream 2 sei ein „Unternehmensprojekt“. Die Grünen haben sich jedoch der neuen deutschen Regierungskoalition sehr angeschlossen kritisch zu dieser Investition, wodurch Nord Stream 2 auch innerhalb der Bundesregierung selbst zu einem kontroversen Thema geworden ist.



Der Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 wurde im September abgeschlossen


© Axel Schmidt / Nord Stream 2
Der Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 wurde im September abgeschlossen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentiert am Freitag, der russische Präsident Wladimir Putin könne aufgrund der Haltung der neuen Bundesregierung zur Gaspipeline den Eindruck haben, dass der Preis für einen möglichen weiteren Einmarsch in die Ukraine nicht hoch sei.

Wie die FAZ schreibt, herausgegeben von der EU Warnung vor Moskaudass Militäraktionen gegen die Ukraine gravierende Folgen und Kosten nach sich ziehen, „ist präventives Handeln, denn Putin hat in früheren Krisen den Westen immer überrascht.“ „Ob es einen Eindruck hinterlassen hat, ist noch schwer zu sagen. Die Truppenkonzentration an der Grenze zur Ukraine geht offenbar weiter. So schnell wird der Herr im Kreml seine stärkste (und einzige) Karte nicht los“, ergänzt die „FAZ“.

Putins kalte Berechnung

Er weist darauf hin, dass der Westen nicht genau festgelegt hat, was er tun wird, wenn Putin sich nicht abschrecken lässt. „Es ist nicht nur so, dass eine gewisse Unbestimmtheit ein taktischer Vorteil sein kann. Beim alten Thema Nord Stream 2 hat sich auch die neue Bundesregierung – entgegen allen Versprechungen der Europapolitik – nicht gehalten Bedenken vieler anderer EU-Länder, vor allem die osteuropäischen, schreibt die FAZ.

„Wer so kalt kalkuliert wie Putin, hat vielleicht den Eindruck, dass der Preis für die Ukraine nicht zu hoch ist. Jedenfalls sei selbst der Preis für den vom Gericht auf deutschem Boden festgestellten „Staatsterrorismus“ nicht so hoch gewesen, dass er in Moskau ernsthafte Befürchtungen über eine werteorientierte deutsche Außenpolitik aufkommen ließe, „schlussfolgert“ die FAZ mit Verweis auf Urteil eines Gerichts in Berlin zur Ermordung des ehemaligen tschetschenischen militanten Georgiers Selimtschan Changoszwili im Jahr 2019. Das Gericht teilte die Ansicht der Staatsanwaltschaft, dass der Mörder Vadim K. im Auftrag russischer Staatsagenten gehandelt habe.

Autor: Anna Widzyk

Marten Eichel

"Fernsehliebhaber. Musik-Ninja. Amateur-Reisefanatiker. Speck-Fan. Freundlicher Essens-Evangelist. Freiberuflicher Organisator. Zertifizierter Twitter-Fanatiker."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert