Hintergrund der Aussetzung ist laut „Welt“ die anhaltende Weigerung Italiens, die sogenannten Dublin-Überweisungen aus Deutschland anzunehmen. Nach geltendem EU-Asylrecht sollten Asylsuchende, die ohne Erlaubnis in einen anderen Mitgliedstaat ziehen, in ihr erstes Einreiseland zurückgeschickt werden. „Das kommt ohnehin selten vor, aber Italien hat es in den letzten drei Vierteln komplett blockiert“, schreibt das Portal.
Der „freiwillige Solidaritätsmechanismus“, der derzeit ausgesetzt ist, sei ein von Bundesinnenministerin Nancy Faeser vorangetriebenes temporäres Projekt, berichtet die „Welt“. Sie hat es im vergangenen Juni gemeinsam mit ihrem französischen Kollegen auf EU-Ebene durchgesetzt. 10.000 Migranten sollten von den Hauptzielländern, insbesondere Italien, in möglichst viele aufnahmewillige Länder transportiert werden, darunter 3.500 nach Deutschland. Aus diesem Pilotprojekt soll sich dann, ganz im Sinne von Faesers Ziel, eine dauerhafte Verbreitung in der EU entwickeln.
Nachdem nur wenige Länder erkennbar bereit waren, sich an dem Pilotprojekt zu beteiligen, wurde die Gesamtzielzahl auf 8.000 Migranten gesenkt. Nach Angaben der Europäischen Kommission gegenüber „Brussels Signal“ werden bis August 2023 insgesamt nur etwa 2.500 Menschen im Rahmen des Mechanismus verteilt, hauptsächlich nach Deutschland und Frankreich. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums habe Deutschland bisher 1.700 Menschen aufgenommen, heißt es.
„Deutschland ist seit 2012 durchgehend das Hauptziel für Asylbewerber in Europa, in diesem Jahr wurden bereits über 200.000 Asylanträge gestellt“, erinnert Welt.
Die oppositionellen Christdemokraten werteten den Schritt des Ministeriums von Nancy Faeser als Beweis für die gescheiterte Migrationspolitik der Bundesregierung. „Mit der von ihr selbst ausgehandelten Aussetzung der freiwilligen Aufnahme von Migranten aus Italien muss sich Frau Faeser endgültig geschlagen geben“, sagte Alexander Throm, innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gegenüber AFP.
Die dringende Notwendigkeit, eine Lösung für dieses Problem zu finden, wird nun erneut auf der italienischen Insel Lampedusa deutlich, wo innerhalb von 24 Stunden über 100 Boote mit Flüchtlingen und Migranten ankamen, stellt das ARD-Fernsehen fest.
Aus Berlin Berenika Lemańczyk (PAP)
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