Unter den von Neapel faszinierten Autoren finden wir auch einen deutschen Schriftsteller, Dieter Richter, der in seinem Werk „Neapel. Biographie einer Stadt „, beschreibt den zweideutigen Charme der schönen neapolitanischen Stadt aus Sicht des „Touristen“.
Dieter Richter: Wer ist der in Neapel verliebte deutsche Schriftsteller?
Dieter Richter (Hof, 24. Dezember 1938) ist ein deutscher Philologe und Schriftsteller. Er studierte Germanistik, Klassische Philologie und Theologie an den Universitäten München und Göttingen. Er hat Werke zur Märchenforschung und zur Kindheitsgeschichte geschaffen.
Seit den 1990er Jahren beschäftigt sich Richter verstärkt mit den Themen der Grand Tour, der Geschichte der italienisch-deutschen Beziehungen und der Landeskunde in Süditalien, insbesondere im Raum Neapel. Bekannt wurde Richter auch als Kurator verschiedener kulturhistorischer Ausstellungen in Deutschland und Italien. Richter lebt in Bremen und ist Ehrenbürger der Stadt Amalfi. Am 2. Juni 2008 wurde ihm der Verdienstorden der Italienischen Republik verliehen.
Richter und Neapel: die Sicht der Touristen
Richter war von den Schönheiten Kampaniens so fasziniert, dass er mehrere Werke schrieb, darunter „Der Vesuv“ (Der Vesuv), „Die Insel Capri“ (Die Insel Capri) e „Neapel. Biographie einer Stadt „(Neapel. Biographie einer Stadt). In letzterem Werk beschreibt er die Metropole Neapel als ein Ort der Verschmelzung der Kulturen und dies aus der Sicht des ausländischen Reisenden.
Neapel stellt für den europäischen Touristen ein bedrohliches und zugleich faszinierendes Erlebnis eines anderen Italiens dar, das dem klassischen Bild widerspricht. Richter beschreibt den Einfluss der „Ausländer“ auf diese Stadt, von griechischen Einwanderern bis zu spanischen Höflingen, von den britischen Erbauern der Vesuvbahn bis hin zu den schweizerischen und deutschen Industriellen des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
In den sechs Kapiteln, ausgehend von der griechisch-römischen Geschichte Neapels, gelingt es dem Autor, ein Porträt der Stadt zu erstellen, das in der umfangreichen neapolitanischen Literatur noch nie zuvor gefunden wurde. Richter fand einzigartige Quellen, analysierte Polizeiakten, Briefe, Reiseberichte und Hotellisten.
Der Autor fügt seine Entdeckungen und Reflexionen zu einem großen Ganzen zusammen und ist damit nicht allein eine Biographie der Stadt und ihrer Besucher, aber auch eine Geschichte des Tourismus im legendären Golf von Neapel. Das Buch ist nicht nur ein Reiseführer, es ist viel mehr. Jeder, der Neapel besucht und die Stadt und ihre Geschichte wirklich kennenlernen möchte, kommt nicht umhin, sie zu lesen.
Kampanien Felix und die dunklen Seiten von Neapel
Dieter Richter gelingt es, die Schönheit Neapels einzufangen: das Meer, die Sonne, die Stadt. Laut dem deutschen Schriftsteller ist es eine Stadt, die man durch Erfahrungen vor Ort erleben, die schönsten Orte besuchen und die Schönheiten des Neuen und Bekannten der Stadt erfassen kann. Das Meer scheint die Tribüne eines riesigen Theaters zu sein, in dem Neapel die Bühne darstellt.
In der Region um den Vesuv glaubten die Alten, dass aufgrund des porösen und leicht zu bearbeitenden Gesteins der Eingang zur Unterwelt gefunden wurde. Das tote und unterirdische Neapel, ein dunkles Spiegelbild der Oberwelt, gehört ebenso zu Neapel wie das Bild der glücklichen Erde und des Kampanien Felix.
Richter nimmt uns mit auf Reisen in die „Paradies bewohnt von Teufeln“ („Paradies bewohnt von Teufeln“) des Südens, zu einem überzeitlichen Ort der Kunst und Schönheit und zu einem von Dekadenz befallenen Land, das vom Kontrast zwischen modernem Leben und klassischen Orten lebt. Das Schöne an Neapel ist, dass man nie weiß, was einen erwartet: Jeder Ort, jede Ecke der Stadt birgt etwas Neues und Unerwartetes zu erleben, nicht nur für den Touristen selbst, sondern auch für die neapolitanischen Bürger selbst.
Im Gegensatz zum gemäßigten Rom galt Neapel seit jeher als Metropole der südlichen Exzesse, die mit religiösen Wundern wie dem Blut des San Gennaro, Naturschauspielen und historischen Stätten aufwarten kann. Richter beschreibt auch die Eruptionen des Vesuvs und die Nähe von Nekropolen wie Herculaneum und Pompeji, die in dieser wunderschönen Umgebung für eine gehörige Portion Melancholie sorgen.
Der bezaubernde Charme von Neapel
Neapel repräsentiert nach Ansicht des deutschen Schriftstellers stark widersprüchliche Gefühle. Es ist eine Stadt, die selbst die bildungsgierigsten Sinne verwirrt, wie Goethe selbst, der nach der Grand Tour von Neapel so fasziniert war, dass er sich danach wie ein ganz anderer Mensch fühlte:
“Ich erkenne mich kaum wieder, ich scheine ein ganz anderer Mensch zu sein. Ieri ho pensato: „O eri grande prima, o sei grande adesso“. („Ich erkenne mich kaum wieder, ich scheine ein ganz anderer Mensch zu sein. Gestern dachte ich: ‚Entweder warst du sonst großartig, oder du bist es jetzt.“
Goethes Zitat lässt uns darüber nachdenken, wie die neapolitanische Stadt den künstlerischen Geist brillanter Schriftsteller inspirierte, die von der Schönheit eines unvergesslichen Ortes fasziniert waren, der nicht nur die Geschichte, sondern auch das Leben selbst repräsentiert. Denn Neapel hat die Kraft, Sie zu verändern, Ihre Seele zu formen und Sie die kleinsten Schönheiten der herrlichen Stadt genießen zu lassen.
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