Taliban in einer deutschen Moschee. „Inakzeptabel“ – DW – 19.11.2023

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser kritisierte scharf den Auftritt eines hochrangigen Taliban-Beamten in einer Moschee in Köln und forderte Aufklärung in der Angelegenheit. – Die Rede des Taliban-Vertreters in Köln ist völlig inakzeptabel und sollte aufs Schärfste verurteilt werden – sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. – Niemand kann anbieten radikale Islamisten Plattformen für öffentliches Reden in Deutschland.

Berufung an DITIB

Sie fügte hinzu, dass die Taliban für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich seien und „in Deutschland viele Flüchtlinge aus Afghanistan vor der Unterdrückungsherrschaft der Taliban schützen. Daher gibt es in Deutschland absolut keinen Platz für Taliban-Offiziere.“ Die zuständigen Behörden haben das untersucht Vorfall. Von der Türkisch-Islamischen Union für Religionsangelegenheiten (DITIB), zu der die Kölner Moschee gehört, wird eine „vollständige und sehr schnelle Aufklärung darüber erwartet, wie es zu dieser Aufführung kam“.

Die DITIB-Organisation distanzierte sich vom Auftritt am Donnerstag Taliban-Beamter im Bethaus im Kölner Stadtteil Chorweiler. Die als religiös eingestufte Veranstaltung wurde von einem Kulturverein organisiert, der sich nicht an die Vertragsbedingungen hielt. DITIB berichtete zunächst, dass es sich um den „Afghanischen Kulturverein Meschenich-Kolonie“ handele, der Verein gab jedoch an, an der Veranstaltung nicht beteiligt gewesen zu sein und sein Name sei missbräuchlich verwendet worden. Am Samstagabend (18.11.2023) korrigierte die DITIB ihre bisherigen Angaben. Wie sich herausstellte, wurde der Raum Personen zur Verfügung gestellt, die ihm als Vorstandsmitglieder des Vereins „Kulturverein der Kunar Jugend eV“ bekannt waren und in seinem Namen handelten.

„Ein Schlag ins Gesicht für die Regierung“

Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Alexander Throm, fand es „unerträglich“, dass ein Taliban-Funktionär „in Deutschland einen Vortrag hält und seine menschenverachtende Ideologie verbreiten kann“. Dafür ist auch die DITIB zuständig. Ein weiterer „Schlag ins Gesicht“ für die Bundesregierung ist, dass einem Taliban-Beamten die Einreise nach Deutschland gestattet wurde.

Nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums hatte dieses zuvor keine Kenntnis von seinem öffentlichen Auftritt. Ein Sprecher sagte der dpa, das Ministerium habe die Aussagen zur Kenntnis genommen DITIB-Organisation zu diesem Thema und werde auf einer weiteren Klarstellung bestehen. „Alles andere im Zusammenhang mit dieser Leistung wird derzeit untersucht“, fügte er hinzu.

Besuch in den Niederlanden

Ein Taliban-Beamter nahm auch an einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation teil, die vom 6. bis 8. November in Den Haag stattfand. Der niederländische Gesundheitsminister Ernst Kuipers sagte am Samstag über die Plattform X (ehemals Twitter), dass er derzeit untersuche, wie dies möglich sei.

Niederländischen Medienberichten zufolge handelt es sich um Abdul Bari Omar, den Leiter der afghanischen Lebensmittelkontrollbehörde, der am Donnerstag ebenfalls erschien in einer Moschee in Köln. Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte seine Rede und erklärte, seine Reise sei ihm nicht gemeldet worden.

Während der Konferenz machte der niederländische Gesundheitsminister auch ein Foto mit einem Taliban-Vertreter. Dieses Foto wurde bereits vor anderthalb Wochen auf der X-Plattform verbreitet, in den Niederlanden erlangte es jedoch erst nach dem Vorfall in Köln Bekanntheit.

Ernst Kuipers drückte sein Bedauern über das Fotografieren mit einem Taliban-Vertreter aus und behauptete, er wisse nicht, wer er sei. – Natürlich möchte ich in keiner Weise mit diesem schrecklichen Regime in Verbindung gebracht werden: Ich unterstütze die Menschenrechte, insbesondere die Rechte der Frauen, sagte er.

Auch die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen verurteilte den Auftritt des Taliban-Funktionärs. „Die Tatsache, dass Mitglieder einer so radikalen Organisation wie den Taliban offen sind Sie verbreiten ihre Ideologie auf deutschem Boden ist ein beispielloses Ereignis“, sagte ihr Sprecher dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Die Sprecherin des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in Düsseldorf verwies auf die Stellungnahme der Bundesbehörden zur Einreise eines Taliban-Beamten nach Deutschland. Das Auswärtige Amt stellte klar, dass die Bundesregierung die Taliban nicht anerkenne: „Solange die Taliban in Afghanistan die Menschenrechte, insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen, eklatant mit Füßen treten, wird es keine Normalisierung in den Beziehungen zu den Taliban geben.“ Taliban-Regime.“

Am Samstag erinnerte auch das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen an die Position der Bundesanwaltschaft, wonach die Taliban nach der Machtübernahme in Afghanistan und der Regierungsbildung im September 2021 keine kriminelle oder terroristische Organisation mehr seien „von jetzt an“.

(DPA/Gefällt mir)

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