Politische Ohnmacht junger Wähler. MEINUNG | Deutschland – aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

Haben junge Wähler in Deutschland eine Chance, ihre Interessen politisch zu verfolgen? Auch wenn Sie diese Frage gerne bejahen möchten, lautet die ehrliche Antwort leider „nein“.

In Deutschland entscheiden die Älteren über die politische Zukunft des Landes, dies wird auch bei der Bundestagswahl an diesem Sonntag (26.09.2021) der Fall sein. Ihr demografischer Vorteil ist überwältigend. Laut amtlicher Statistik sind 57 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland über 50 Jahre alt. Wähler unter 30 Jahren machen nur 14,4 Prozent aus.

Klimaschutz ist wichtig, Altersvorsorge wichtiger

Alt sind nicht nur Wähler, sondern auch Politiker. Im aktuellen Bundestag sind nur drei von 709 Abgeordneten unter 30, von den 6.211 Kandidaten für den neuen Bundestag sind 1.032 unter 30. Man kann es beliebig drehen, aber in Deutschland haben die Interessen junger Wähler keine Chance ohne die Unterstützung der Alten. Dies spiegelt sich vor allem in der Debatte um ein für junge Menschen besonders wichtiges Thema wider: den Klimaschutz.

Die Unterstützung der älteren Generation für dieses Thema variiert nach den durchgeführten Untersuchungen erheblich. Laut DeutschlandTrend sieht die überwiegende Mehrheit der Deutschen, 81 Prozent, großen Handlungsbedarf zum Klimaschutz.

Eine im Juli und August im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland durchgeführte repräsentative Umfrage ergab hingegen, dass nur etwa 30 Prozent der über 50-Jährigen „die Belange der jungen Generation in Sachen Klima und Umweltschutz“ bei ihren Wahlentscheidungen.

Eine neue Politik mit alten Hasen?

Bei diesen Wahlen hat vielleicht der älteste aller Kanzlerkandidaten die Möglichkeit, die politischen Weichen für den Wandel zu stellen. Olaf Scholz, Finanzminister und Sozialdemokrat, Jahrgang 1958, will mit den Grünen eine Regierung bilden und sich für den Klimaschutz einsetzen.

Die Machtherrschaft älterer Männer ist ein Faktor, der Deutschland mit vielen Ländern verbindet. Joe Biden (78) zog in die USA ins Weiße Haus. Und in Brasilien werden bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr wohl zwei ältere Herren gegeneinander antreten: Präsident Jair Bolsonaro (66) und Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (75).

Auch wenn alle Parteien in Deutschland versuchen, junge Wähler zu gewinnen, sind ihre Programminhalte sehr sorgfältig und ausgewogen, um die älteren Wähler nicht abzuschrecken. Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat in einer seiner Wahlkampfreden sogar die charakteristische Handhaltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel nachgeahmt und damit politische Kontinuität suggeriert.

Die demografische Entwicklung erlegt der Demokratie ihre eigenen Regeln auf. Gerade ältere Menschen haben einen großen Einfluss auf die jüngere Generation bei der politischen Meinungsbildung. Theoretisch könnten sie mit ihren Stimmen die Wahlentscheidungen ihrer Kinder und Enkel unterstützen und so den demografischen Wandel erzwingen. In der Praxis ist es jedoch wahrscheinlich nur eine politische Illusion. Andererseits ist es keine Illusion, dass die Gefahr, dass Ihre Sehnsucht nach Stabilität in Stagnation umschlägt.

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Aldrich Vonnegut

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