Zwei Tage vor den Bundestagswahlen in Deutschland fand am Freitag auf dem ikonischen und grünen Platz der Republik eine massive Demonstration gegen die globale Erwärmung statt. Mehr als 20.000 Menschen nach Angaben der Polizei und etwa 100.000 nach Angaben der Organisatoren haben sich dem von der Initiative aufgerufenen Marsch angeschlossen Freitage für die Zukunft (Friday for the Future) und angeführt von der jungen schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg und der deutschen Leiterin der Organisation, Luisa Neubauer.
„Wenn uns die Pandemie etwas gelehrt hat, dann dies: dass die Klimakrise nie als Notfall behandelt wurde“, sagte Thunberg (18) in einer kurzen Rede vor dem Reichstag, dem Sitz des Bundestags. Der junge Schwede forderte die Deutschen auf, am kommenden Sonntag zur Urne zu gehen, kritisierte die Untätigkeit der Politiker und bekräftigte, dass keine Partei die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens garantiert. „Man muss wählen gehen, aber das reicht nicht“, sagte Thunberg, der Deutschland vorwarf, der viertgrößte CO2-Emittent der Welt zu sein. „Bei 80 Millionen Menschen ist das eine beachtliche Leistung. Das macht Deutschland zu einem der größten Bösewichte im Klima“, sagt er ironisch.
Der Aufruf war ein überwältigender Erfolg und legte ein großes Problem der deutschen Politik offen. Keine Partei und kein Kanzlerkandidat ist in der Lage, so viele Menschen zu einer Kundgebung einzuladen. Selten waren in Berlin so viele junge Menschen, darunter auch Kinder, auf den Platz gekommen, um von der Politik konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fordern. Eine Gruppe von Grundschulkindern der 4. Klasse kam mit einem einzigartigen Kriegsruf auf den Platz: „Wir sind hier, wir machen Lärm, weil sie unsere Zukunft stehlen“, riefen sie. „Wir wollen nicht, dass die Welt kaputt und voller Plastik ist.“ Auf ihren Bannern standen Slogans wie „Oma, was ist ein Schneemann?“ und „Die Natur verhandelt nicht.“ Unter den Demonstranten waren auch viele Schüler, die für diesen Freitag zu einem Schulstreik aufgerufen hatten.
Die Berliner Demonstration, die durch die Straßen der Innenstadt ging, war die wichtigste der 400, die es in Deutschland gab. In Köln nahm der Protest als Überraschungsgast teil, die Kandidatin von Los Verdes, Annalena Baerbock, die sich mit mehreren Umweltaktivisten traf, sich aber vor Beginn des Marsches verabschiedete. Am Nachmittag besuchte Baerbock den Wahlkampfabschluss seiner Partei in Düsseldorf.
Der sozialdemokratische Kandidat Olaf Scholz hat auf Twitter geschrieben, er schätze das Engagement von Friday for the Future. „Sie haben dazu beigetragen, den Klimaschutz ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen“, schrieb er im sozialen Netzwerk und versicherte, „die Klimapolitik ist eines der wichtigen Themen, die bei diesen Wahlen entschieden werden.“
Treten Sie jetzt EL PAÍS bei, um alle Neuigkeiten zu verfolgen und ohne Grenzen zu lesen
Abonnieren Sie hier
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nach München gereist war, um den CDU-Kandidaten bei einer Kundgebung zu begleiten, ließ durch ihren Sprecher Steffen Seibert wissen, dass sie großen Respekt vor der Organisation empfinde. „Sie haben große Erfolge bei der Sensibilisierung der jüngeren Generationen erzielt“, sagte Seibert und erinnerte daran, dass die Regierung ihre Bemühungen verstärkt habe, neue Klimaziele zu erreichen.
Doch die Jugendlichen von Fridays for Future wollen mehr. Wie ihre Vorsitzende Luisa Neubauer sagte, wollen sie, dass die künftige Bundesregierung dem Klimaschutz höchste Priorität einräumt. „Die Zeit läuft ab, sie ist unser größter Feind“, sagte Neubauer und lancierte einen Slogan: „Wir erkennen, dass dies der Beginn einer Geschichte ist, einer Geschichte, die wir selbst geschrieben haben.“
Folgen Sie allen internationalen Informationen unter Facebook und Twitter, o de unser wöchentlicher Newsletter.

„Professional communicator. Hipster-friendly creator. Gamer. Travel expert. Coffee connoisseur.“