EU-Grenze zu Weißrussland: Blick auf Deutschland gerichtet | Deutschland – aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

Aufgrund der immer schwieriger werdenden Situation Tausender Migranten an der EU-Außengrenze zwischen Polen und Weißrussland rückt die immer noch amtierende deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zunehmend in den Fokus.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat öffentlich seine Erwartung geäußert, dass Merkel am Wochenende mit Alexander Lukaschenka zusammentreffen wird.

Auch bei Migranten sind die Erwartungen an Deutschland hoch. Die polnische Regierung warnte per SMS vor Gerüchten, dass am Montag (15.11.21) Busse für die Migranten eintreffen würden, um sie nach Deutschland zu bringen. Dies wurde vom deutschen Auswärtigen Amt dementiert.

Inzwischen wird die Lage im Grenzgebiet immer problematischer. Tausende Menschen wandern auf der belarussischen Seite der Grenze seit vielen Tagen in behelfsmäßigen Lagern im Wald umher. Die Temperatur sinkt unter den Gefrierpunkt. Polen lässt ihnen die Einreise nicht zu. Mehrere Menschen starben.

Die Europäische Union wirft Lukaschenka vor, Menschen aus Krisengebieten wie Syrien und dem Irak gezielt an die EU-Außengrenze zu bringen. Es wird vermutet, dass Lukaschenka, 67, damit für EU-Sanktionen Vergeltung übt.

Putin appelliert an Merkel

Putin forderte Angela Merkel auf, doch den Dialog mit Lukaschenka zu suchen. Im russischen Staatsfernsehen sagte Putin: „Ich habe aus den Gesprächen mit Lukaschenka und Bundeskanzlerin Merkel geschlossen, dass sie gesprächsbereit sind.“ Putin selbst hat bislang keine Vermittlungsbereitschaft gezeigt. Ein Sprecher der Bundesregierung reagierte kurz auf seinen jüngsten Vorschlag: „Wir informieren in der Regel über Telefonate, wenn sie stattgefunden haben.“

Am Montag wird die Lage an der polnisch-weißrussischen Grenze Thema des Treffens der EU-Außenminister sein.

Die Meinungen in Deutschland sind geteilt

Vorsitzende des Bundestages Bärbel Bas (SPD)

Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas fordert, dass Europa sich schnell auf die Hilfe für Migranten verständigt. In einem Interview mit der Funke-Mediengruppe stellte der SPD-Politiker fest, dass diese Menschen durch falsche Versprechungen gelockt und an die Grenze gebracht und ausgebeutet worden seien. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen und ihre Schicksale als Druckmittel benutzt werden“, betonte Bas. Die Lage an der polnisch-weißrussischen Grenze zeigt ihrer Meinung nach, dass das Migrationsproblem in der EU noch immer nicht gelöst ist. „Wir, Deutschland, stehen auf jeden Fall auf der Seite der betroffenen EU-Staaten, insbesondere Polens“, sagte sie. Gleichzeitig sprach sich der Bundestagspräsident auch für den Bau von Befestigungsanlagen an der Grenze aus. „Zäune und Mauern an Grenzen sollten wo immer möglich entfernt werden. Es entspricht meinen Vorstellungen von Europa“. Bas fügte jedoch hinzu, dass dies angesichts der Politik Lukaschenkas undenkbar sei.

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Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Humanitäre Hilfe ist ihrer Meinung nach in der aktuellen Situation am dringendsten. „Humanitären Organisationen muss sofort erlaubt werden, die geschlossene Grenze zu betreten. Ich appelliere an die polnische Regierung, dies zu ermöglichen und Vorschläge zur Unterstützung der EU anzunehmen. Auch im Bereich des gemeinsamen Grenzschutzes“, betonte Baerbock.

Priorität hat laut Annelena Baerbock die humanitäre Hilfe

Priorität hat laut Annelena Baerbock die humanitäre Hilfe

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer wiederum vertrat eine andere Position und sprach sich in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ gegen die Aufnahme von Migranten sowohl in Deutschland als auch in die EU aus. Der CDU-Politiker merkte an, dass es klare Regeln bezüglich der Zuwanderung gebe. „Wir müssen dem Diktator in Minsk zeigen, dass er nicht handeln wird“, sagte er. Seiner Meinung nach muss die Gesellschaft den Anblick leidender Menschen an der Grenze ertragen. „Warschau macht das Richtige, wir dürfen Polen nicht in den Rücken fallen.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)

329 Personen festgenommen, die des Schmuggels verdächtigt werden

Nach Angaben der „Bild“-Tageszeitung nahm die deutsche Polizei in den vergangenen Wochen 329 Menschen fest, die Migranten von der polnisch-weißrussischen Grenze nach Deutschland transportieren sollten. Unter den Inhaftierten befinden sich, wie die „Bild“ berichtet, 14 deutsche Staatsbürger, viele Syrer und Iraker, die eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland haben. Weitere Tatverdächtige stammen aus der Ukraine, Georgien und dem Baltikum. Die Tageszeitung berichtete unter Berufung auf Informationen aus Sicherheitskreisen außerdem, dass mutmaßliche Schmuggler mit Menschen in Weißrussland in Kontakt stehen. Sie sollen 1.000 – 5.000 Euro für eine Schmuggelfahrt erhalten.

„Lukashenkas unmenschliches Geschäft“

EU-Außenminister wollen in Brüssel über neue Sanktionen gegen Fluggesellschaften und Beteiligte an illegalen Schmuggelaktivitäten entscheiden. Dieses Tool soll beispielsweise bei der staatlichen weißrussischen Fluggesellschaft Belavia zum Einsatz kommen.

Heiko Maas (SPD), Chef der deutschen Diplomatie

Heiko Maas (SPD), Chef der deutschen Diplomatie

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) drohte allen Fluggesellschaften, die an der Beförderung von Flüchtlingen beteiligt sind, mit dem Entzug des EU-Territoriums und der fehlenden Landeerlaubnis in der EU. „Alle Fluggesellschaften sollten dem Beispiel von Turkish Airlines und anderen folgen, die sich geweigert haben, sich an den menschenverachtenden Interessen Lukaschenkas zu beteiligen“, sagte Maas der Funke-Mediengruppe.

(DPA, AFP, RTR / groß)

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