Es bleibt immer weniger Zeit, Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen. Diejenigen, die noch leben, sind sehr alt. Josef S. ist bislang der älteste Angeklagte, der wegen seiner Taten vor Gericht steht, sagt BBC.
Als Josef S. 1942 zum ersten Mal Wachmann im Lager Sachsenhausen bei Berlin wurde, war er 21 Jahre alt. Jetzt wird ihm die Mittäterschaft an der Erschießung sowjetischer Kriegsgefangener und die Ermordung anderer mit Zyklon B vorgeworfen.
Die niederrangigen Nazis stehen erst seit wenigen Jahren vor Gericht. Ein Präzedenzfall, der es möglich gemacht hat Staatsanwälte Vorwurf der Beihilfe und Mittäterschaft bei Nazi-Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs, war vor 10 Jahren die Verurteilung des ehemaligen SS-Wachmanns John Demianiuk. Zuvor musste eine direkte Beteiligung an dem Mord nachgewiesen werden.
Der 100-jährige Josef S. wird beschuldigt, bei der Ermordung von 3518 Häftlingen mitgewirkt zu haben. Er war SS-Wachmann im KZ Sachsenhausen
Josef S. wird vor Gericht gestellt, weil er sich als SS-Wachmann im KZ Sachsenhausen bewusst und freiwillig an der grausamen Ermordung von über 3.518 Häftlingen beteiligt hat. Dem Mann wird Mittäterschaft an der Erschießung sowjetischer Kriegsgefangener und der Ermordung anderer mit Zyklon B vorgeworfen.
Josef S. wurde in Brandenburg vor ein Gericht gestellt. Ein spezieller Gerichtssaal wurde vorbereitet
Der Angeklagte Josef S. arbeitete nach dem Krieg als Schlosser und lebt seit vielen Jahren in Brandenburg. Er kam im Rollstuhl zur Anhörung am Donnerstag (7. Oktober) und hatte laut BBC eine Aktentasche in der Hand. Der Mann ist mittlerweile fast 101 Jahre alt und darf laut seinem ärztlichen Gutachten nur noch zwei bis drei Stunden am Tag vor Gericht sein, inklusive Fahrzeit zum Gerichtssaal.
– Bemerkenswert ist, dass die 1. Strafkammer des Landgerichts Neuruppin den Fall in Brandenburg an der Havel prüft – schreibt die Tageszeitung „Berliner Zeitung“ – aber es resultiert aus dem Alter des Angeklagten.
Aufgrund eines ärztlichen Attests wurde der Prozess näher an den Wohnort des Mannes verlegt und dafür eine Sporthalle in einer Justizvollzugsanstalt in Brandenburg hergerichtet. Der Prozess erregt so viel Aufmerksamkeit, dass jeder, der daran teilnehmen möchte, nicht in den Gerichtssaal passen würde, berichtet die BBC
Der am Donnerstag beginnende Prozess ist für die 17 Überlebenden des Lagers Sachsenhausen besonders wichtig. Christoffel Heijer war sechs Jahre alt, als er seinen Vater, Johan Hendrik Heijer, das letzte Mal sah, einen von 71 niederländischen Widerstandskämpfern, die im Lager erschossen wurden.
– Mord ist kein Schicksal. Dies sei kein Verbrechen, das mit der Zeit legal ausgelöscht werden könne, sagte Christoffel Heijer der Berliner Zeitung.
Der Prozess gegen Josef S. wird voraussichtlich bis Januar dauern.
Nicht alle Kriegsverbrecher werden vor Gericht gestellt. 3.000 Menschen arbeiteten im Konzentrationslager Stutthof, das in Polen tätig war. Wachen, und nur 50 wurden vor Gericht gestellt.

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