Im Zusammenhang mit dem Skandal um illegal erteilte Arbeitsvisa polnischer Konsulate erwartet die Bundesregierung eine schnelle Aufklärung. – Die erhobenen Vorwürfe sind dem deutschen Innenministerium bekannt, weitere Informationen werden derzeit eingeholt – sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag in Berlin. – Wir gehen davon aus, dass die polnischen Behörden die Angelegenheit so schnell wie möglich klären werden – fügte er hinzu.
Die Bundesregierung gehe derzeit nicht davon aus, dass der Visa-Skandal Folgen für Deutschland haben werde, erklärte er und wies darauf hin, dass Deutschland „die polizeilichen Maßnahmen an der Grenze zu Polen in der jüngeren Vergangenheit bereits deutlich verstärkt“ habe.
„Der Spiegel“: Reputationsverlust
Deutsches Magazin „Der Spiegel“ berichtet über die Rolle des Skandals im Wahlkampf. Der ganze Skandal bringe die PiS in eine schwierige Situation und sei auf mehreren Ebenen „explosiv“, schreibt die Wochenzeitung. Einerseits droht Polen ein „Reputationsverlust im Schengen-Raum“, weil es um illegale Einwanderung nicht nur nach Polen, sondern auch in die EU geht. Andererseits lenkt der Skandal mitten im Wahlkampf die Aufmerksamkeit auf die ideologischen Widersprüche in der Politik der PiS-Regierung.
Unterdessen argumentiert PiS-Präsident Jarosław Kaczyński, es gebe keinen Skandal und wirft den freien Medien und der Opposition „eine Kampagne“ gegen verantwortungsbewusste Politiker vor – berichtet „Der Spiegel“. Er fügt hinzu, dass PiS auch von einer geringen Anzahl ausgestellter Visa spreche, während die Opposition von etwa 250.000 spreche.
„Bild“: Polnische Heuchelei
Die Boulevardzeitung „Bild“ schreibt in ihrem Kommentar zum Visa-Skandal von „polnischer Heuchelei“. „Medienberichten zufolge verkauften korrupte Regierungsbeamte in polnischen Konsulaten Arbeitsvisa an Hunderttausende Flüchtlinge und setzten die EU damit der terroristischen Bedrohung aus, vor der die Regierung in Warschau seit Jahren warnt!“ – schreibt „Bild“. „Was für eine Heuchelei!“ – fügt der Autor des Kommentars, Hans-Jörg Vehlewald, hinzu.
„Die regierende PiS-Partei (in Polen) wirft uns Deutschen immer Dummheit und Naivität vor, weil wir fast keine Kontrolle über Flüchtlinge haben und sie stark anziehen.“ Nun kommt ans Licht, dass korrupte Warschauer Beamte zur „Flut (von Migranten)“ beigetragen haben. „Außerdem wird illegalen Flüchtlingen mit gekauften polnischen Papieren bewusst die Einreise nach Deutschland gestattet. Es ist höchste Zeit, dass Bundeskanzler Scholz unsere Partner aus der EU und der NATO zu Gesprächen einlädt!“ – wir lesen.
„Berliner Zeitung“: Mangelndes Vertrauen
Die Berliner Zeitung der Hauptstadt wiederum macht auf das in Polen herrschende „Mangel an Vertrauen in den Staat“ aufmerksam. „Einen Monat vor den Wahlen in Polen zeichnen Umfragen ein düsteres Bild. Die extreme Rechte könnte mehr Unterstützung gewinnen“, lesen wir. PiS wird ein großes Problem damit haben, eine unabhängige Mehrheit im Sejm zu erreichen – allen Umfragen zufolge ist dies praktisch unmöglich, aber es ist möglich, dass PiS eine Minderheitsregierung oder eine Koalition mit der noch radikaler rechten Konföderation wählt – erklärt das Tägliche.
Zu den sozialpolitischen Entscheidungen der PiS weist die „Berliner Zeitung“ darauf hin, dass die PiS nicht mehr in der Lage sei, „mit Geld mehr Wähler zu kaufen“.
Die Tageszeitung stellt alle bei den Parlamentswahlen wichtigen Parteien vor und beschreibt ihre wichtigsten Forderungen und Bewertungen. „Polen haben kein Vertrauen in den Staat. Vor allem junge Polen. Ihnen ist klar, dass sie davon nichts haben, es wird sie höchstens verunsichern“, schlussfolgert die Berliner Tageszeitung. Er fügt hinzu, dass die PiS für eine Minderheitsregierung die Unterstützung des Bundes brauche. Diese wiederum wünscht sich das Ende der PiS-Ära und unterstützt möglicherweise sowohl PiS als auch die Bürgerplattform.
PiS – wie wir lesen – berücksichtigt die Möglichkeit eines Machtverlusts. Darauf deuten bedeutende Gesetzesänderungen hin, etwa die Trennung der Funktionen des Justizministers und des Generalstaatsanwalts oder die Stärkung des Amtes des Präsidenten der Republik Polen durch verschiedene Gesetze.
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