Die deutsche Wirtschaftskrise infiziert die Arbeitswelt: Die deutschen Unternehmen sind weniger bereit, neues Personal einzustellen und könnten bald mit Entlassungen beginnen. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer, das die allgemeine Gesundheit des Arbeitsmarktes misst, fiel auf 95,5 Punkteverglichen mit 96,5 im Dezember, was einen neuen Tiefstand seit den ersten Monaten des Jahres 2021 darstellt. Dies wurde vom Ifo, einem der einflussreichsten deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute des Landes, in einer Mitteilung vom Montag, dem 29. Januar, berichtet.
Deutschland schwankt zwischen wirtschaftlicher Stagnation und Rezession. Das BIP wird zwischen 2022 und 2023 im Wesentlichen unverändert bleiben und die Arbeitslosenquote wird von 5,5 % im Januar 2023 auf 5,9 % im Dezember steigen. Ein Niveau, das wahrscheinlich weiter steigen wird.
Stehen Entlassungen bevor?
«Die schwierige wirtschaftliche Lage spiegelt sich nun auch in der Personalplanung„, erklärt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Die Unternehmen sind eher zurückhaltend bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Eine erste Entlassungswelle es wird immer wahrscheinlicher.“
Der Pessimismus Die Krise erstrecke sich auf nahezu alle Branchen, warnt das Institut. Die Hersteller gehen weiterhin davon aus, dass ihre Beschäftigtenzahlen sinken werden, obwohl sich das Branchenbarometer leicht von -13,5 auf -13,0 Punkte verbessert hat. Im Einzelhandel häufen sich die Spannungen, denn dort planen immer mehr Unternehmen als Reaktion auf den Kundenschwund Entlassungen. Auch im Dienstleistungssektor sinkt die Einstellungsbereitschaft, vor allem bei IT- und Beratungsanbietern. Mitten in der Krise steckt die Bauwirtschaft, hier ist das Barometer leicht gesunken. Die Rezession im Baugewerbe wirke sich zunehmend auf die Personalplanung aus, schreibt das Ifo.
Die deutsche Wirtschaft zeigt (noch) Schwächeanfälle
Generell macht sich bei den deutschen Unternehmen Pessimismus breit. Zu Jahresbeginn verschlechterte sich das Wirtschaftsklima weiter, nach dem negativer Trend Im Jahr 2023 wurde ein Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex auf 85,2 Punkte im Januar verzeichnet, nach 86,3 Punkten im Dezember.
Eine leichte Verbesserung verzeichnete das Ifo im verarbeitenden Gewerbe. Die Unternehmen waren dort etwas zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftstätigkeit. Auch ihre Erwartungen verbesserten sich, blieben aber pessimistisch. Auftragsbuch weiterhin rückläufig, wenn auch weniger stark als Ende 2023. Die Kapazitätsauslastung sei von 81,9% auf 81,0% gesunken, schrieb das Institut.
Pessimistischere Erwartungen finden sich im Dienstleistungssektor, wo die Betreiber mit ihrem Auftragsbestand sehr unzufrieden waren. Auch in den Handel – sowohl beim Groß- als auch beim Einzelhandel -, wo der Index auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2022 fiel. Im Bauhauptgewerbe regnet es aufs Nasse, wo der Geschäftsklimaindex im Januar weiter nachgab.
Chemie in der Krise: Arbeitsplätze drohen wegzubrechen
Die Krise trifft auch die Branche Chemiedrittwichtigster Indikator für das Land. Am Freitag, 19. Januar, meldete das Institut eine weitere Verschlechterung der Erwartungen für die Branche: Im Dezember 2023 lag der Indikator bei -15,2 Punkten, nach -13,0 Punkten im November.
„Auch wenn die Chemieindustrie den Tiefpunkt erreicht zu haben scheint, ist eine baldige Erholung noch nicht in Sicht“, erklärte er. Anna WolfBranchenexperte. Die Geschäftserwartungen der Branche verschlechterten sich vor allem wegen der Auftragslücke deutlich auf -14,6 Punkte nach -6,5 im November. Und der Pessimismus spiegelt sich auch in den Personalplanungen wider. Hier seien die Erwartungen auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008/2009, schreibt das Ifo. „Die Chemiebranche steht vor der Aussicht auf Arbeitsplatzverluste noch größer“, warnte der Experte.
Auch in anderen energieintensiven Branchen hat sich das wirtschaftliche Klima abgekühlt. Bei der Produktion von unedle Metalle Der Indikator sank von +2,6 auf -44,9 Punkte. Misstrauen stellte das Institut auch in der Papierindustrie, in der Kokerei- und Erdölindustrie sowie bei den Produzenten von Glas, Keramik, Stein und anderen nichtmetallischen Mineralprodukten fest.
Exporte gehen zurück
Um den Kreis zu schließen,Stimmung in der Branche ExporteDie Ifo-Exporterwartungen sanken im Januar auf -8,4 Punkte, nach -7,1 Punkten im Dezember. „Die deutsche Exportwirtschaft startet schlechter ins neue Jahr.“ Exporteure brauchen neue Impulse“, kommentierte Wohlrabe.
Die meisten Branchen rechnen nach wie vor mit einem Rückgang der Exporte. Dazu zählen insbesondere die großen verarbeitenden Industrien, wie Automobilhersteller, Maschinen- und Anlagenbauer sowie Hersteller von Haushaltsgeräten. Auch die Metallindustrie und Hersteller von Kunststoffartikeln sind Plastik und Kautschuk melden rückläufige Bestellungen aus dem Ausland. Dagegen rechnen die Nahrungsmittelindustrie und die Getränkehersteller mit steigenden Exporten. Auch die Möbelhersteller rechnen mit steigenden Exporten. (Vervielfältigung verboten)
Veröffentlichungszeitpunkt: 29.01.2024 19:10 Uhr
Letztes Update: 29.01.2024 20:15
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